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100 Jahre

Hymendorfs Hundertjahrfeier

 

(Sonntag, 16. Juni 1929)

 

»Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.«

 

Unter vorstehendem Leitspruch stand der 16. Juni 1929 für die Bewohner Hymendorfs, die den 100. Geburtstag ihres Dorfes feierten. Erklärlicherweise hatten die Einwohner zu diesem Ehrentage seit langem gerüstet, und man kann sagen, daß die Bemühungen von vollem Erfolg belohnt waren.

 

Obwohl es nachmittags regnete, waren annähernd 2000 Gäste herbeigeeilt, um selber zu schauen, was Fleiß und Ausdauer aus dem einstigen Moor‑ und Sumpfgeblet hervorgebracht haben. Für die Bewohner Hymendorfs dürfte der zahlreiche Besuch der beste Beweis der Anerkennung und Hochachtung des ganzen Kreises Lehe und darüber hinaus gewesen sein für die bewiesene Arbeitsamkeit, die im verflossenen Jahrhundert aus der weiten öde fruchtbare Äcker und Wiesen und aus den wenigen Siedlungen ein so stattliches Dorf geschaffen hat.

 

Mit Fleiß und Begeisterung hatten die Hymendorfer ihrem Jubiläumsort ein wundervolles Festgewand angelegt: am westlichen Dorfeingang ragten Masten mit Flaggen in den Farben des alten Reiches und der Republik in friedlicher Eintracht empor, und über Fußweg und Straße waren mit viel Sorgfalt insgesamt 29 Ehrenpforten errichtet.

 

Die Feier selbst nahm um 9.30 Uhr auf dem Spielplatz bei der Schule ihren Anfang. Der Posaunenchor leitete die Morgenfeler ein. Nach gemeinsam gesungenem Lied bestieg Superintendent Ostermann, Wesermünde, die errichtete Kanzel, um den Dankgottesdienst zu halten.

 

Nach dem Gottesdienst begaben sich die Erschienenen nach dem bei der Schule stehenden Kriegerdenkmal zur Gefallenenehrung. Gemeindevorsteher Runne hielt eine Ansprache und legte im Namen der Gemeinde einen Kranz nieder.

 

Man begab sich nun zum Spielplatz, wo eine Erinnerungseiche gepflanzt werden sollte. Einem Gedichtvortrag des Schülers Wilhelm Ropers folgte eine Ansprache von Lehrer Hitzwebel. Nachdem die Einwohner Hinrich Lütiens und Johann Rosenbrock die Wurzeln des Bäumchens ins Erdreich gesenkt hatten, schloß die gemeinsam gesungene 1. Strophe des Deutschlandliedes die Morgenfeier ab.

 

Der schönen Morgenwitterung folgten leider kurz nach Mittag einsetzende und den Nachmittag über anhaltende Regenschauer, die viele Auswärtige von der Festteilnahme zurückhielten und auch die Hauptfeier auf einer Weide des Ww. Witthohn’schen Gehöfts Nr. 1 beeinträchtigten. Unter Vorantritt je einer Musikkapelle von acht Mann gingen die an den beiden Ortseingängen empfangenen Vereine der  Nachbar‑ und übernachbardörfer geschlossen nach dem Festplatz, wo gegen 14 Uhr die Feier durch ein Platzkonzert, ausgeführt von Albohms Kapelle (16 Musiker) aus Alfstedt, eingeleitet wurde. Gemeindevorsteher Runne eröffnete die Feier.

 

Für den verhinderten Regierungspräsidenten Dr. Rose überbrachte Vizepräsident Dr. Dankwerts aus Stade die Glückwünsche der preußischen Staatsregierung. Mit großem Dank vernahm man, daß für die Gründung einer jugendbücherei in Hymendorf 100 Mark seitens der Regierung, ferner dank der Bemühung des Regierungspräsidenten beim Landesdirektorium eine Beihilfe bis zu 900 Mark für die Beschaffung einer Wiesenwalze erwirkt worden sei.

 

Nach dem Singen des Deutschlandliedes bestieg Landrat Pieschel, Wesermünde, die Rednertribüne und überbrachte die Glückwünsche der Kreisverwaltung. Für die Bildung einer jugendbücherei in Hymendorf stelle auch der Kreis 100 Mark zur Verfügung. Der Elektrizitätsverband Stade habe aus Anlaß des Dorfjubiläums einen weiteren Nachlaß der veranschlagten Kraftstromnetzerweiterungskosten von 650 Mark gewährt, so daß der ursprüngliche Kostenbeitrag der Gemeinde von 3700 Mark zunächst auf 3150 Mark und nun auf 2500 Mark herabgesetzt worden sei.

 

Sehr beifällig Aufnahme fand sodann eine von Fräulein Anna Rosenbrock vorgetragene Deklamation, die beredte Kunde vom Sinn des Seins der Moorbewohner und von ihrem Wollen wiedergab. Die Schulmädchen Maria Runne und Margarethe Rüschmann deklamierten den gleichfalls mit Beifall aufgenommenen »Gruß an die niedersächsische Heimat«.

 

Hierauf nahm Pastor Rüther, Harburg, der fast zwei Jahrzehnte Seelsorger der

 

Gemeinde war, das Wort zu seiner Festrede. Auch er fand sehr anerkennende Worte für Hymendorfs erste Siedler und ihre Nachkommen, deren Leistungen als Heldentum zu bezeichnen seien und zu ernster Selbstbesinnung anregen müßten. Nachdem der reiche Beifall für die Ausführungen verklungen war, dankte Gemeindevorsteher Runne allen Rednern für die herzlichen Worte und die reichen Jubiläumsgaben.

 

Danach nahmen die Festtellnehmer Aufstellung zum Festzug, der sich gegen 15.30 Uhr zum Marsch durch den reich geschmückten Ort in Bewegung setzte. Drei Herolde (Mühlenbesitzer Hanschen sen., Haussohn Adolf Witthohn und Knecht

 

Johann junge), hoch zu Roß und angetan mit der farbenfreudigen Tracht des Mittelalters, eröffneten den Zug. Besonderes Interesse lenkten die Ehrenwagen für die Alten und vier Festwagen auf sich.

 

Den Festwagen folgten die Ehrengäste, anschließend über 20 Vereine, davon 15 mit Fahne. Den Schluß bildeten die übrigen Festtellnehmer. Zwei Musikkapellen gaben das Marschtempo an. Ihren Abschluß fand die Feier dadurch, daß nach dem Umzug zwei Ehrenjungfrauen, Dora Brüning und Meta Runne, den mit Fahne erschienenen Vereinen mit Aufdruck versehene Fahnenbänder als Geschenk überreichten.

 

Nach Auflösung des Festzuges entwickelte sich auf dem Festplatz ein froher Jahrmarktsbetrieb. Dank guter Abendwitterung fanden sich noch viele Auswärtige ein, um auch am Festtrubel und an der im Doppelzelt herrschenden Fröhlichkeit teilzunehmen.

 

Bei der um 20 Uhr auf dem Festplatz beginnenden Abendfeier hielt Rektor Fritz Husmann, Speckenbüttel, eine plattdeutche Ansprache, die mit den Worten:

 

Fliet und Arbeit, Gottvertroen, so lat uns unsre Tokunft boen!

 

ausklang. Anschließend trug er ein von ihm zum 100. Geburtstag der Gemeinde Hymendorf verfaßtes plattdeutsches Gedicht vor. Gemeinsam gesungene Deutschlandliedstrophen beschlossen den offiziellen Teil der Hundertjahrfeier. Dann füllte sich wieder das geräumige Zelt, wo die Stunden bei Tanz und Frohsinn schnell dahinellten.

by Hotte
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